Lassen Sie den Indian-Summer in Ihren Garten einziehen
Indian Summer – wer diesen Ausdruck hört, hat prompt leuchtende Landschaften vor Augen. Rot strahlende Wälder, intensives gelb-oranges Blättermeer. Woher der Begriff stammt, daran scheiden sich die Geister. Und auch warum Pflanzen sich im Herbst verfärben, ist noch nicht endgültig geklärt. Wie sich aber der Farbenrausch in den eigenen Garten holen lässt, das weiß Profi Ole Beeker, Diplom-Ingenieur für Gartenbau und Inhaber der Gartenschule Pur Natur in Uelzen, vielen bekannt als Fernsehgärtner in der NDR-Sendung „Mein Nachmittag“.
Für die spektakulären Herbstfarben sorgt die Kombination verschiedener Farbpigmente, sie hängen allerdings von der Pflanzenart ab. „Die Witterung hat ebenfalls einen Einfluss auf die Herbstfärbung“, weiß Ole Beeker. Je trockener der Standort, desto intensiver fällt die Färbung aus. Wenn die Pflanzen sich verfärben, heißt das darum nicht unbedingt, dass schon der Winter vor der Tür steht. „Auch trockene, heiße Sommer wie der jetzige, die die Pflanzen stressen, können den Prozess anschieben“, so Beeker. Außerdem unterstützen hohe Unterschiede zwischen Tag- und Nachttemperatur die Ausfärbung. Auch sollte die Düngung nicht zu stickstoffbetont sein (Buchstabe „N“ auf der Verpackung), und Stauden sollten maximal bis Ende Juli gedüngt werden, dann schließen sie ihr Wachstum rechtzeitig ab, und es kommt ebenfalls zu einer schönen Herbstfärbung. Pflanzen, die es bunt treiben sollen, brauchen zudem am besten einen windgeschützten Standort. Und wer sich mit der Neuaufnahme der Herbststrahler befasst, sollte ältere Pflanzen setzen, bei denen ist die Herbstfärbung ausgeprägter. Was nicht geht: Den vorhandenen Pflanzen, die bislang ihre Blätter weitgehend grün abwerfen, eine Färbung zu verpassen. „Das ist genetisch bedingt“, erklärt der Experte, der aber weiß, mit welchen Pflanzen sich der Indian Summer in den Garten holen lässt.
Ganz bekannt für ihre bunten Blätter sind der Rotahorn, der ein Spektrum von grün über gelb und orange bis rot bietet, und der Blumenhartriegel. Nur sind Bäume und große Gehölze natürlich nichts für eine schnelle Umsetzung, und die meisten Hobbygärtner haben wohl auch nicht den Platz dafür. Neben Großsträuchern wie der Kupferfelsenbirne gibt es auch viele kleinwüchsige Gehölze. Toll für kleine Gärten sind beispielsweise die Scheinhasel mit ihrem gelben Herbstlaub, der Kuchenblattbaum, der gewöhnliche Wasserschneeball, der Fächerahorn, der Federbuschstrauch mit rot-orangen Knalleffekten, die leuchtend rote Prachtglocke und der japanische Zwergschneeball, ebenfalls rot. Für Fassaden eignen sich Wilder Wein, Scharlachwein oder Kletterhortensien, als Bodendecker manche Knöterich-Arten. Eher unbekannt ist das Funkenblatt, das sich im Herbst herrlich scharlachrot verfärbt und rote Beeren bildet.
Gräser bringen neben Struktur oftmals auch noch Farbe in den Herbstgarten. Leuchtend rotbraun zeigt sich das Bartgras. Auch Sorten des Chinaschilfs tauchen ihre langen Wedel in ein leuchtendes Rot bis Braun. Besonders angetan sind Gartenliebhaber von der Kombination zwischen herbstfärbenden Gräsern wie dem japanischen Blutgras mit dem lange, spät- und hellrosa-blühenden Seifenkraut. Vor Strukturbildnern wie Chinaschilf, die im Herbst gelb bis orangerot färben, lassen sich Pflanzen wie Sonnenbraut oder Herbstastern ansiedeln.
Schöne Pflanzenkombinationen sind eine Kunst, und manche Gartenbilder stellen sich erst nach mehrfachem Probieren wie gewünscht ein. Seien Sie kreativ, ein Garten ist nie fertig. Vor allem im Herbst, wenn Pflanzzeit ist, können wir Veränderungen in den Garten bringen. Stauden können dann an anderer Stelle wieder etabliert und neue Pflanzenbilder geschaffen werden. Schön wirken immer die gefärbten Blätter mit spätblühenden Stauden. Ein tolles Bild ergeben deshalb Herbstkrokusse oder Kissenastern, die mit ihren blauen Blüten das Gelb der Funkien ergänzen. Auch die rotgefärbten Blätter der Staudenpäonien in Verbindung mit weißen Herbstanemonen ergeben ein tolles Bild. Genießen Sie den Herbst mit seiner überwältigenden Farbenvielfalt und bringen Sie einen Höhepunkt und Indian-Summer-Feeling in Ihre grüne Oase.
Die Herbstfärbung
Zur Ursache der Blattverfärbung im Herbst gibt es verschiedene Theorien. Im Herbst wird Blattgrün (Chlorophyll) aus den Blättern abgebaut. Dadurch kommen die im Sommer verdeckten Farbpigmente, die Karotinoide (gelb, orange, rot), die Xanthophylle (gelb), besser zur Geltung. Zusätzlich werden Anthocyane (rot, violett, blau) gebildet. Ein Forscherteam der Universitäten in Freiburg und Liverpool kommt laut der Internetseite spektrum.de nach einer langjährigen Auswertung pflanzenphysiologischer Daten zu dem Schluss, die Blattfarbstoffe dienen der Pflanze zum Schutz vor zu viel Sonnenlicht und freien Radikalen, wirken wie ein UV-Filter, ähnlich den Sonnencremes für die menschliche Haut. So können die Pflanzen Energie sammeln. Eine andere Theorie: die Signalhypothese des Evolutionsbiologen William Hamilton, die besagt, dass bunte Blätter Pflanzen vor bestimmten Insekten, etwa Blattläusen, schützen.
Jagdsaison der Indianer?
Als Indian Summer bezeichnen die Nordamerikaner eine ungewöhnlich trockene und warme Wetterperiode im späten Herbst, nachdem es vorher schon einmal richtig kalt war, vielleicht sogar schon gefroren hat – vergleichbar mit unserem Altweibersommer. Der Begriff „Indian Summer“ wurde zuerst belegt in der 1782 veröffentlichten Briefsammlung des französisch-amerikanischen Schriftstellers Michel-Guillaume Jean de Crèvecoeur und etablierte sich in den 1830er-Jahren im Sprachgebrauch. Die Wortherkunft ist ungeklärt, spekuliert wird, die Wortschöpfung könnte zum Beispiel von der Haupt-Jagdsaison der nordamerikanischen Indianer im Herbst abgeleitet sein oder der Erntezeit der Ureinwohner.