Traumberuf auch in der Rente

Ehemalige Lehrerin Inga Quitt hilft Kindern ehrenamtlich beim Lesenlernen


Vater Lehrer, Onkel Lehrer, Tante, Schwestern, Schwiegervater, alle Lehrer. Inga Quitt ist in einer Lehrerfamilie groß geworden und selbst Lehrerin durch und durch. Sie unterrichtete Geschichte, Deutsch, Kunst und Religion an der Orientierungsstufe Lüne und kurz vor ihrer Rente ein Jahr lang an der Herderschule. Als dann die Pensionierung anstand, fiel ihr das Aufhören schwer. „Ich bin gerne zur Schule gegangen“, sagt die 76-Jährige, „es war mein Traumberuf.“ Zuerst genoss sie zwar die freie Zeit, war viel unterwegs mit ihrem Mann. Doch schon bald meldete sich die Sehnsucht. „Ich wollte mich nicht nur in meiner Altersgruppe bewegen, sondern den Kontakt zu Kindern und Jugendlichen behalten und auch zu Eltern, wie in der Schule“, erinnert sich Inga Quitt, deren Tochter in Österreich lebt und ihr keine Enkel beschert hat. Ein Bestreben, von dem heute viele profitieren. Seit 2006 engagiert sich Quitt für den Verein Mentor Lüneburg e. V.

Die Ehrenamtlichen unterstützen Kinder, die aus den unterschiedlichsten Gründen Probleme mit der deutschen Sprache haben, beim Lesenlernen. Silben verschlucken, zusammengesetzte Nomen nicht verstehen, Probleme mit der Zeichensetzung – Gründe, warum Kinder Schwierigkeiten beim Lesen haben, gibt es viele. Manche sind so beschäftigt damit, die einzelnen Buchstaben zusammenzusetzen, dass sie keinen Zugang zu den Inhalten finden. Erkennt die Klassenlehrerin der Grundschule Barendorf, an der Quitt eingesetzt ist, solche Kandidaten, vermittelt sie die Kinder an Inga Quitt. Parallel zum Deutschunterricht der dritten und vierten Klassen übt die Ehrenamtliche in einem Nebenraum mit kleinen Gruppen von zwei bis drei Schülern das Lesen.

Dabei kommt ihr ihre Schullaufbahn zugute. Sie weiß, wie eine Stunde aufgebaut sein muss und mit welchen kleinen Tricks und Kniffen die Motivation erhalten werden kann. So sucht sie etwa mit ihren Schützlingen am Anfang der Stunden ein Buch aus, das diese brennend interessiert und als Ansporn dient. Oder sie liest mit den Kinder abwechselnd in „Erst ich ein Stück, dann du“-Büchern, damit sie zwischendurch verschnaufen können. Auch bringt Inga Quitt die nötige Empathie mit, um zu spüren, was die Kinder gerade brauchen, überfrachtet sie beispielsweise nicht mit einem schweren Text, wenn diese gerade hippelig aus der Pause kommen, sondern greift dann eher erstmal zu einem witzigen Limerick oder einem Ringelnatz-Gedicht oder bietet sich auch mal als Kummerkasten an. „Die Kinder brauchen viel Anerkennung und Lob, das kann ich ihnen in dem geschützten Raum gut geben.“
Und so lebt Inga Quitt ihren Traumberuf auch im Rentenalter. Nur eben anders. „Es sind ganz andere Bedingungen, wenn man nur einmal die Woche zur Schule geht. Es macht Spaß und Freude. Man bekommt was wieder, denn die Kinder kommen gerne und sind bereit und motiviert zu lernen.“

Helfer gesucht

Inga Quitt engagiert sich nicht nur beim Verein Mentor, darüber hinaus stellt sie sich in den Dienst der Caritas-Projekte Wunschpaten und Sprachpaten. Alle Organisationen sind immer auf der Suche nach weiteren Ehrenamtlichen und freuen sich über Interessierte:

  • Mentor Leselernhelfer: Tel. (04131) 898 06 14
  • Caritas Wunschpaten und Sprachpaten: Tel. (04131) 77 77 77