Ein Hoch auf die Braukunst

Das Brauereimuseum ermöglicht Einblicke in den Prozess der Bierherstellung

Bier ist ein wahres Traditionsgetränk, denn bereits die alten Ägypter genossen es um 5000 vor Christi. Je nach Stand bekam jeder Bürger eine bestimmte Ration Bier pro Tag zugeteilt. Und wenn man heute hierzulande von der historischen Bierherstellung spricht, denkt fast jeder an die bekannten Klosterbrauereien. Weit gefehlt! Die erste größere deutsche Brauerei mit gewerblicher Bierherstellung entstand erst um 1043 in Weihenstephan. Dagegen wurde schon im frühen Mittelalter bereits Bier im Haushalt hergestellt. „Bierbrauen war früher tatsächlich eine Domäne der Frauen“, erklärt Dr. Christoph Hinkelmann. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Sachverständiger für mehrere Abteilungen des Ostpreußischen Landesmuseums ist er auch für das angeschlossene Brauereimuseum im ehemaligen Sudhaus der „Krone“ zuständig.

 

Bei der erst kürzlich abgeschlossenen Neugestaltung der Ausstellungsflächen wurde er maßgeblich von Rainer Proschko, Oberstleutnant im Ruhestand, auf ehrenamtlicher Basis unterstützt. Auch er kennt die Ursprünge des Bierbrauens durch Frauenhand: „Im Mittelalter gehörte der Braukessel zur Mitgift. Und es war Sitte, dass eine Frau, die gebraut hatte, ihre Nachbarinnen zu einem „Bierkränzchen“ einlud.“ Martin Luthers Ehefrau Katharina von Bora hatte als Nonne ebenfalls die Zubereitung des „geistigen“ Getränks gelernt und braute zu Hause ein wohl so beeindruckendes Bier, dass der Reformator schwärmerisch forderte, sein Weib solle „ein Pfloschen ihres Bieres zu ihm schicken, so oft sie könne“.

Tiefe Eindrücke in die Braugeschichte ermöglichen im Brauereimuseum jedoch nicht nur die zahlreichen Exponate, sondern auch die neu angebrachten Infotafeln neben den jeweiligen Ausstellungsstücken. Christoph Hinkelmann erläutert die Relevanz der eigens von Rainer Proschko recherchierten und verfassten Texte: „Vorher sind die Besucher hier nur durchgegangen und sagten hinterher, sie fanden es zwar interessant, konnten aber mit einigen Stücken nicht viel anfangen und wollten jetzt doch lieber eine Führung mitmachen. Heute können sie sich dank der Aushänge zu jedem Exponat eigenständig Informationen verschaffen.“ Ergänzt werden die Schautafeln von zwei Monitoren, auf denen unter anderem Filme zur Bierherstellung für die „Krone“ gezeigt werden.

Sie ist übrigens das älteste Gasthaus Lüneburgs und nicht – wie fälschlich angenommen – die Gaststätte Pons am Stint. Denn da die Brauereien damals auch Schankwirtschaften betrieben, nimmt die 1485 eröffnete Braustätte in der Traditionshierarchie den ersten Platz ein. Die Kronen-Brauerei war übrigens die letzte von einst 80 Braustätten der Salzstadt, die 2001 ihre Pforten schloss. Das Reinheitsgebot von 1516 war übrigens schon damals nötig, denn die Profitgier der damaligen Brauer brachte sie dazu, dem Sud zunehmend Baumrinde, Ochsengalle oder sogar Pech anstelle des teuren Hopfens beizufügen. Erst Louis Pasteur beschrieb 1876 in seinem Werk „Études sur la bière“ (Studien über das Bier) die einzelnen Schritte des Bierherstellungs-Prozesses. Vorher braute man auf gut Glück und misslang ein Sud, so hatte man schnell eine schuldige Person – natürlich wieder unter den Frauen – gefunden: Erst im Jahre 1591 wurde die letzte Bierhexe als Sündenbock für einen misslungenen Bieransatz verbrannt.