Kyra Alvermann aus Lüneburg freut sich auf einen aktiven Sommer
Wenn sie von ihren Rädern spricht, leuchten ihre Augen, und man spürt deutlich, wie viel Freude Kyra Alvermann das Radeln bringt. „Meine Räder sind für mich extrem wichtig, und ich gebe zu: Ich bin in diesem Punkt bezüglich Perfektionismus und Sicherheit sehr eigen.“ Vier schicke Exemplare stehen in ihrem Keller, und jedes hat seine Geschichte und erfüllt seinen konkreten Zweck. „Alles begann damit, dass ich mit meinen Kindern früher täglich durch die Landschaft geradelt bin“, erinnert sich die zweifache Mutter. „Damals wohnte ich in Arendorf bei Ebstorf, und wir besuchten auf unserer Strecke Pferde, Schafe und Kühe auf ihren Weiden. Die Schönheit der Natur, unsere sportliche Betätigung und das familiäre Zusammensein konnten so perfekt verbunden werden.“
Als die Kinder älter und größer waren, kaufte sie sich ein Crossrad mit breiteren Reifen, das auch geländetauglich ist. „Ich düste damit in der Gegend herum und lief gleichzeitig dreimal pro Woche zwei Kilometer mit einer Freundin.“ Weil ihr jedoch das Radfahren so zusprach, und ihre Freundin wegen einer Krankheitssache nicht mehr mitlaufen konnte, hängte sie das Joggen an den Nagel und nutzte die gewonnene Zeit für ihr neues Hobby. Wegen der wachsenden Begeisterung und den damit verbundenen wachsenden Ansprüchen legte sich die gelernte Pflegefachkraft und Expertin für entsprechende Versicherungen im Lauf der Zeit noch ein Mountainbike und ein Tourenrad zu. Das vierte Rad im Bunde ist ihr zwölf Jahre altes „Bahnhofsrad“. „Beruflich bin ich manchmal über Nacht unterwegs, und ich stelle es generell im Fahrrad-Parkhaus ab.“ Trotzdem beherrscht Kyra Alvermann die Angst, das gute Stück könnte eines Tages gestohlen werden. „In Lüneburg ist diesbezüglich zu viel los. Deshalb sichere ich es stets mit zwei Schlössern!“
Ihr Wunsch nach mehr Zeit auf dem Fahrradsattel wuchs, und so nahm das Radfahren einen immer größeren Raum in ihrem Leben ein. In kleinen Etappen gewöhnte sie sich an ihre neue Passion. „Statt mich gleich zu überfordern, suchte ich mir greifbare Ziele, wie den 45 Kilometer entfernten Ort Artlenburg, in dem eine Freundin von mir lebt, die ich jederzeit besuchen kann.“ Inzwischen hat sie umfangreiche Erfahrung mit machbaren Zielen im weiteren Radius gemacht. „Mit meiner Freundin Franziska war ich inzwischen auch auf dem Elbe-Rad-Weg unterwegs. Wir fuhren mit dem Zug bis Magdeburg und dann strampelten wir 500 Kilometer bis Königstein und über Dresden zurück.“ Das dortige Umrunden der Frauenkirche und das Radfahren im Dresdner „Zwinger“ gehören zu den besonders berückenden Erinnerungen der Lüneburgerin. „Radfahren bedeutet für mich Freiheit, Flexibilität und gleichzeitig einen starken Bezug zur Umgebung.“
Nach ihren Erfahrungen lernen allein radelnde Frauen viele sympathische Leute kennen – doch viel relevanter ist das Erkunden der Gegend. Letzten Sommer fuhren die beiden Freundinnen von Lübeck nach Usedom. „Wir nahmen den Ostseeküsten-Radweg von Lübeck aus“, berichtet Kyra. „Ab Darß fuhren wir am Meer entlang und die Strecke war wunderschön.“ Die zu bewältigende Strecke auf der Ostsee-Insel stellte sich jedoch überraschenderweise als besondere Herausforderung dar. „Wir haben da eher plattes Land erwartet“, so Kyra Alvermann. „Aber es erwartete uns ein richtig anstrengendes Gelände mit Steigungs-Passagen von bis zu zwölf Prozent.“
Ein Traum und weiteres Radler-Ziel für die Lüneburgerin ist das Erkunden der Oder-Neiße-Grenze von Lüneburg aus in Richtung Osten. „Letztendlich ist das Ziel gar nicht wichtig“, erklärt sie weise. „Denn für uns Radfahrer hat nur die Strecke ihren wahren Reiz.“