Dieter Heidorn ist Ehrenamtlicher in der Altersabteilung
Wer die ganze Geschichte des Brandstifters Herbert Rademacher, der 1959/60 Lüneburg in Angst und Schrecken versetzte, erfahren möchte, nicht nur die über die Polizei bekannt gewordene, der sollte bei einem der monatlichen Treffen der Altersabteilung der Lüneburger Feuerwehr Mäuschen spielen. Denn hier kommt das geballte Wissen hinter jedem Lüneburger Feuer der vergangenen Jahrzehnte zusammen. Männer, die löschten, als andere junge Brandschützer noch in der Wiege lagen. Männer wie Dieter Heidorn. Seit 1957 ist der 78-Jährige ehrenamtlich in der Lüneburger Feuerwehr tätig, seit 2005 in der Altersabteiltung. Denn nach dem Niedersächsischen Brandschutzgesetz endet der aktive Dienst an der Spritze spätestens mit Vollendung des 67. Lebensjahres. Das heißt aber noch lange nicht, dass die Kameraden ihre Uniform dann an den Nagel hängen wollen. Zumindest nicht Männer wie Dieter Heidorn, der für sein Ehrenamt wahrhaft brennt.
Der damals 16-Jährige war in der Ausbildung zum Maschinenbauer bei der Firma Barenschee, als ihn ein Kollege aufforderte: „Komm doch zu uns in die Feuerwehr.“ Heidorn ließ sich von zwei Bürgen empfehlen, was damals noch Einstiegsvoraussetzung war, bewährte sich im Vorstellungsgespräch mit dem damaligen Stadt- und Kreisbrandmeister Heinrich Thiede – und blieb. Damit startete er unter einem Mann in den Freiwilligendienst, der sich für den Feuerschutz der Stadt besonders verdient gemacht hat. Hein „mookt wi“ Thiede, wie er nach seinem plattdeutschen Motto genannt wurde, war es, der die Lüneburger Feuerwehr während der Wirren des Zweiten Weltkrieges und in der Zeit danach aus dem Nichts des Zusammenbruchs zum Wiederaufstieg führte.

Schon kurz nach seinem Einstieg wurden Heidorn und die Kameraden stark gefordert. Brandstifter Rademacher legte über Monate viele Gebäude in Schutt und Asche. Heidorn empfand die Zeit als schlimm: „Weil wir nichts ausrichten konnten.“ Viele traurige Höhepunkte folgten in all den Jahren, besonders, als später zu den Löscharbeiten auch die Hilfeleistung bei Unfällen zur Aufgabe der Brandschützer wurde. „Doch wenn wir Menschen helfen oder Tiere retten konnten, ließen diese Augenblicke vergessen, was alles schlecht ausgegangen ist“, sagt Heidorn.
Als 2005 das Ende in vorderster Reihe anstand, war es für den Lüneburger keine Frage, in der Altersabteilung weiterzumachen. Die 40 Männer und Frauen kümmern sich um diverse Aufgaben hinter den Kulissen. So betreuen sie etwa die historische Sammlung an Spritzen, Uniformen, Ausrüstung und Leitern in der Feuerwehrwache Mitte, die mit Ausstellungsstücken, die bis 1864 zurückgehen, bundesweit ihresgleichen sucht. Feuerwehrkameraden aus ganz Deutschland melden sich zu Besuchen an. Darüber hinaus halten die Älteren mit der Stadtführung „Der Rote Hahn über der Salzsstadt“ die Geschichte der Feuerwehr lebendig. Und bei „Stadtalarm“, das heißt, wenn bei Großbränden beide Lüneburger Wachen gleichzeitig gerufen werden, kümmern sie sich um die Verpflegung ihrer Kameraden. Zwei Tage waren sie beim Brand des Lösecke-Hauses im Einsatz, unermüdlich verteilten sie Brötchen, Würstchen, Kaffee, Energieriegel und Süßigkeiten, um die Kollegen bei dem kräftezehrenden Einsatz bei der Stange zu halten.
Ach ja, die Geselligkeit kommt natürlich auch nicht zu kurz, es gibt den regelmäßigen Klönschnack und gemeinsame Unternehmungen. Mit seiner Feuerwehr hat Witwer Dieter Heidorn reichlich zu tun. „Gott sei Dank“, sagt er, „das hält mich jung, so lange sich die anderen über meine Hilfe freuen, mache ich das.“