Raus aus dem Winterschlaf

Winterschlaf, Winterstarre oder Winterruhe – wo ist der Unterschied?

Langsam werden die Tage wieder länger und das Wetter angenehmer. Wir trauen uns wieder raus und beginnen mit jenen Outdoor-Aktivitäten, die wir in den vergangenen Monaten nicht so richtig ausleben konnten, weil es gefühlt immer dunkel war, wenn man Zeit gehabt hätte. Und kalt. Und nass!
Natürlich halten wir keinen Winterschlaf, aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass auch wir uns in der dunklen und meist kalten Jahreszeit anders verhalten als von April bis Oktober. Wir senken nicht die Körpertemperatur, wir essen und trinken normal und wir atmen auch nicht langsamer. Aber wir bewegen uns weniger, sind weniger draußen an der frischen Luft, und die Attraktivität unseres Sofas nebst kuscheliger Decke nimmt um Einiges zu. Wir essen Eintöpfe und trinken Tee – beides ist sehr lecker, steht aber im Sommer viel weiter unten auf der Liste der Speisen und Getränke, die wir gerne zu uns nehmen. Noch haben wir März, wir sollten also unsere Wintergerichte noch einmal so richtig bewusst genießen, bevor wir wieder zu Salat und Gegrilltem wechseln, sobald nicht mehr die Gefahr besteht, dass der Sturm die Bratwurst vom Rost pustet oder die Glut vom Regenguss gelöscht wird.
Wir haben uns umgeschaut, welche Tiere tatsächlich einen Winterschlaf halten und welche eher ruhen oder in eine Art Starre fallen. Ich meine, als Kind noch gelernt zu haben, dass Bären Winterschlaf halten, aber das ist gar nicht richtig. Wenn genug Futter da ist, schlafen Bären tatsächlich überhaupt nicht. Durch ihr dickes Fell ist ein Kälteschutz in der Regel nämlich nicht notwendig. Schauen Sie die niedlichen Winterschläfer an und lesen Sie, was wir über sie herausgefunden haben.

Der Dachs
Der Dachs hält keinen Winterschlaf, sondern eine Winterruhe. Dabei bleibt die normale Körpertemperatur erhalten, und die Körperfunktionen werden nicht so stark heruntergefahren. Er verbringt die meiste Zeit des Winters in seinem Bau, der ihn warm und trocken hält. Ein Dachsbau ist sehr groß und geht bis zu fünf Meter in die Tiefe. Er enthält mehrere Stockwerke und viele Kammern, von denen einige mit Laub und Moos ausgepolstert sind. Der Dachs legt auch regelrechte Heizkammern an, wo er Pflanzenteile ablegt, die bei ihrer Verrottung Wärme abgeben und so den Bau heizen. Wenn er Hunger bekommt, verlässt er den Bau und geht auf Nahrungssuche.

Die Kröte
Kröten und Frösche, aber auch Reptilien und Amphibien sind wechselwarme Tiere, die bei niedrigen Temperaturen in eine Winterstarre fallen. Das ist zwar ein reversibler Prozess, aber dieser wird ausschließlich durch die Außentemperatur gesteuert. Eine Kröte in Winterstarre kann sich nicht bewegen. Fällt die Temperatur zu stark ab, stirbt eine Kröte in der Winterstarre. Wenn der Winter beginnt und es kälter wird, verlangsamen wechselwarme Tiere zunächst die Atmung und stellen die Muskelbewegung ganz ein. Die Augen bleiben geöffnet. Im Zustand der Winterstarre schlägt das Herz nicht, keines der Organe arbeitet mehr. Im Grunde weiß man erst am Ende des Winters, wenn es wärmer wird, ob das Tier noch lebt.

Die Haselmaus
Die Haselmäuse verhalten sich im Grunde ganz genau wie die Siebenschläfer. Sie graben sich, meist zu mehreren, Nester in lockerem Boden oder Laub und kuscheln sich zu Kugeln aufgerollt aneinander. Durch die extrem niedrige Atemfrequenz kommen sie im Normalfall mit dem Sauerstoff in ihrer Höhle lange aus. Die Zeitspanne zwischen zwei Atemzügen kann bis zu elf Minuten betragen! Das reduziert natürlich den Energieverbrauch ganz erheblich, sodass die süßen Mäuse die lange Zeit ohne Nahrung überstehen können.

Der Siebenschläfer
Sie ahnen es – der Siebenschläfer hat seinen Namen daher, dass er in der Regel sieben Monate Winterschlaf hält. Manchmal sogar noch länger. Er richtet sein Lager in Baum- oder Felshöhlen ein, am liebsten am Boden, wo die Gefahr von Sturmschäden gering ist. Er rollt sich auf und deckt sich mit seinem puscheligen Schwanz zu, um die Wärmeabstrahlung möglichst gering zu halten. Oft schlafen mehrere Tiere zusammen in einem Nest, um sich gegenseitig zu wärmen. Wie bei allen Winterschläfern wird beim Siebenschläfer der Stoffwechsel reduziert, die Körpertemperatur sinkt, und die Herz- und Atemfrequenz wird auf ein Minimum reduziert. Er zehrt von einer im Herbst angefressenen Fettreserve, da er im Winterschlaf keine Nahrung aufnehmen kann.

Der Igel
Der Igel schläft im Normalfall erst im November ein und hält Winterschlaf etwa bis März. Er schläft in Erdmulden, unter Hecken oder Laubhaufen zum Schutz gegen die Kälte. Beim Igel bleiben die wichtigsten Körperfunktionen aktiv, auch wenn seine Körpertemperatur bis unter den Nullpunkt fällt. Deshalb ist ein Igel sehr störanfällig. Wird er geweckt, kann er durch Verbrennen der Fettreserven seine Körpertemperatur relativ schnell hochfahren und sogar weggehen und sein Quartier wechseln. Das darf allerdings nicht mehrfach passieren, da sonst die Fettreserven zu schnell aufgebraucht werden und nicht bis zum Ende des Winters ausreichen. Bei milden Wintern kommt es häufiger zu Unterbrechungen, daher sieht man gelegentlich auch im Winter mal einen Igel.